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Zum 55. Todestag: Friedrich Baur und sein Lebenswerk

Friedrich Baur verstarb am 30. Oktober 1965 im Alter von 75 Jahren. Anlässlich seines heutigen Todestages wollen wir zurückblicken auf das bewegte Leben einer außergewöhnlichen Unternehmerpersönlichkeit.

Ausgezeichnet: BAUR-Gruppe ist "Ehrenamtsfreundlicher Betrieb"

Burgkunstadt, 30. Oktober 2020

von Stefan Gagel


Friedrich Baur kam am 11. Mai 1890 als Sohn von Arthur Baur, königlich bayerischer Notar, und Annelies Baur, Tochter eines Kommerzienrats in Worms, in Stadtsteinach auf die Welt. In jungen Jahren besuchte er, geprägt von den beruflichen Stationen seines Vaters, die Volksschule in Neu-Ulm, das humanistische Gymnasium München und das Alte Gymnasium Bamberg. Obwohl Friedrich Baur als begabter Schüler und Klassenprimus galt, machte er aus bisher unerfindlichen Gründen kein Abitur. In späteren Jahren litt er sehr unter der Tatsache, kein Abitur absolviert zu haben. Umso stolzer war er jedoch auf seinen späteren Titel „Dr. h.c.“ (Ehrendoktor). 1912 reiste er nach Hongkong, um sich als Außenhandelskaufmann zu versuchen. Mit Beginn des 1. Weltkrieges wurde er jedoch gefangen genommen und 1916 in ein australisches Internierungslager nach Sydney verlegt. Während seiner Gefangenschaft in Australien entdeckte unser Unternehmensgründer eine große Leidenschaft für sich, die er auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland weiterhin betrieb: Das Boxen. Er galt als ein ausgezeichneter und gut ausgebildeter Faustkämpfer.

Friedrich Baur und seine Ehefrau Kathi 
Friedrich Baur und seine Ehefrau Kathi

Nach dem Ende der Gefangenschaft begann die erste Station seiner beruflichen Laufbahn im Jahr 1920, als Angestellter der Burgkunstadter Schuhfabrik Pülz. Hier stieg er bis zum Leiter der Finanzbuchhaltung auf. In dieser Zeit wagte Friedrich Baur auch seinen ersten Versuch der Selbstständigkeit. Aufgrund der wirtschaftlichen Depression Anfang der 1920er Jahre und anhaltender Inflationsjahre scheiterte dieser erste Versuch jedoch. Nach diesem unternehmerischen Rückschlag folgte dann aber doppeltes Glück. Zuerst lernte er seine spätere Frau Kathi Schuh kennen und im Jahre 1924 kam er durch einen familiären Zufall zu Startkapital für sein neues Unternehmen, das er im Jahr 1925 ins Leben rufen sollte. Er vertrat seine Mutter Annelies in einer Erbschaftsfrage und diese überließ ihm als Dank einen Teil des erstrittenen Geldes. So kam es, dass Friedrich Baur gemeinsam mit Kathi das erste Schuhversandhaus Deutschlands namens BAUR gründete. In den folgenden Jahren leistete er Pionierarbeit im deutschen Handel. Die Einführung von Sammelbestellungen, die Möglichkeit der Teilzahlung oder ein kostenloses achttägiges Rückgaberecht stellten ein bisher nicht dagewesenes Novum dar. Innovationen, die auch im modernen Online-Handel noch Bestand haben.

In den Jahren nach der Gründung wuchs das Unternehmen immer weiter. Nach zehn Jahren war die erste Reichsmark-Umsatz-Million erreicht. Jedoch stellte das Aufkommen des Nationalsozialismus Friedrich Baur und seine Firma vor große Schwierigkeiten. Lokale Zeitungen führten groß angelegte Hetzkampagnen gegen das Ehepaar Baur und ihr Unternehmen. Darüber hinaus wurden Menschen mit Behinderungen zunehmend diskriminiert, eine Entwicklung, die Friedrich hart zusetzte. Seine Frau Kathi, mit der er 1934 den Bund der Ehe schloss, litt seit ihrem 19. Lebensjahr an fortschreitender Kinderlähmung und wurde somit zunehmend Ziel und Opfer der Hetzkampagnen. Eine immer weiter zunehmende Spirale der Hetze und Diskreditierung erreichte dann 1945 seinen traurigen Höhepunkt. In diesem Jahr wurden die Warenlager von BAUR geplündert, der Schaden betrug 400.000 Reichsmark. Dies entsprach ungefähr dem damaligen Jahresumsatz. Das Unternehmen stand kurz vor dem Ruin. 1948 wagte Friedrich Baur den Neuanfang. BAUR nahm den Geschäftsbetrieb wieder auf, nachdem die Militärregierung die Genehmigung dazu erteilt hatte.

In dankbarer Anerkennung seiner großen Verdienste: Die Stadt Burgkunstadt verleiht Friedrich Baur am 25. Juli 1951 das Ehrenbürgerrecht 
In dankbarer Anerkennung seiner großen Verdienste: Die Stadt Burgkunstadt verleiht Friedrich Baur am 25. Juli 1951 das Ehrenbürgerrecht

Seine unternehmerischen Fähigkeiten waren unbestritten, doch Friedrich Baur stand auch für umfangreiches soziales Engagement. Er machte es zu seiner privaten Berufung, Menschen in seiner Heimat zu helfen. Als Beispiele aus den 1950er Jahren sind der Bau eines Kindergartens oder die Errichtung einer nach ihm benannten Siedlung zu nennen. Zudem dachte unser Unternehmensgründer schon zu Lebzeiten an die folgenden Generationen und daran, wie er sein Unternehmen auf Dauer erhalten könne. Friedrich und Kathi Baur entschieden sich 1953 dazu, ihr Firmenvermögen in eine Stiftung einzubringen. Das war die Geburtsstunde der Friedrich-Baur-Stiftung. Dadurch schaffte sich das Ehepaar Baur zudem die Möglichkeit, ihr soziales und kulturelles Engagement auszuweiten. Einhergehend mit der Gründung der Stiftung wurde auch das Friedrich-Baur-Institut an der medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München gegründet. Hauptauftrag des Institutes war es, die Krankheit der Kinderlähmung einzudämmen. So konnte Kathi Baur noch erleben, wie die Krankheit durch das segensreiche Wirken ihres Mannes und der Stiftung in Deutschland nahezu besiegt wurde.

Die 1950er Jahre waren auch aus Sicht des Unternehmens BAUR eine einzige Erfolgsgeschichte. Friedrich Baur setzte Maßstäbe:

  • Er beschloss den Bau des heute noch als Standort genutzten BAUR-Hochhauses
  • Er war Vorreiter in Deutschland in der Errichtung einer eigenen Elektronischen Datenverarbeitung (EDV) und ließ ein eigenes EDV-Gebäude bauen
  • Er erweiterte erfolgreich das Schuhversandhaus BAUR zum Vollsortimenter
  • Er ließ das Versandgebäude in Altenkunstadt bauen
  • Er erfand den BAUR-Katalog „Das Buch des guten Einkaufs“

Gerade „Das Buch des guten Einkaufs“ war als nationales Werbemittel zur damaligen Zeit eine brillante Idee unseres Unternehmensgründers. Denn der Katalog, der aufgrund seiner gelben Aufmachung neben der Deutschen Post auch als „Das 2. Gelb der Nation“ bekannt war, trug maßgeblich zum rasanten Wachstum bei: 650 Mitarbeiter*innen erwirtschafteten einen Jahresumsatz von 200 Mio. DM. Eine weitere Vision unseres Firmengründers war es, „den Katalog begehbar zu machen“. Aus dieser Vision wurde schließlich die Idee eines Kaufhauses, das 1966 seine Türen öffnete. Dieses Kaufhaus und die Postleitzahl "8622 Burgkunstadt“ entwickelte sich zu einem begehrten Reiseziel. Ab Ende der 1960er Jahre pilgerten Sammelbesteller aus allen Regionen Deutschlands an den Obermain, um sich mit den attraktiven BAUR-Sortimenten einzudecken.

Heute vor 55 Jahren - am 30. Oktober 1965 - verstarb Friedrich Baur, eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit. Doch er war noch viel mehr. Er engagierte sich karitativ, sozial, in Kunst und Kultur und unterstützte die Medizinforschung. Dabei übernahmen er in seinem Handeln stets Verantwortung für Mitarbeiter, Menschen, Gesellschaft und seine oberfränkische Heimatregion.


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