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Über Gerechtigkeit und Gleichheit – 112. Internationaler Frauentag 2023

Seit nun mehr als 100 Jahren findet am 8. März der internationale Frauentag statt, um politische und gesellschaftliche Errungenschaften zu feiern, für die Frauen weltweit Jahrhunderte kämpften. Dieses Jahr steht der Weltfrauentag unter dem Motto #EmbraceEquity und soll nicht nur die Gleichberechtigung, sondern auch die Gerechtigkeit der Frauen fördern.


Burgkunstadt, 8. März 2022
von Sina Schneider


Clara Zetkin
Clara Zetkin

Die Geschichte des Internationale Frauentages

Bereits im 19. und 20. Jahrhundert setzen sich Arbeiterinnen für bessere Arbeitsbedingungen ein und markieren somit den Start einer Bewegung, die bis heute überdauert. „Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte.“ Diese Forderung äußerte die deutsche Sozialistin Clara Zetkin auf dem II. Kongress der Sozialistischen Internationale in Kopenhagen im Jahr 1910. In Ländern wie Deutschland, Dänemark und Österreich gingen Frauen für das aktive Wahl- und Stimmrecht auf die Straßen und demonstrierten. Nachdem Clara Zetkin 1910 einen internationalen Frauentag forderte, wurde dieser schließlich elf Jahre später eingeführt und findet seither jährlich am 8. März statt. In den Bundesländern Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist der Weltfrauentag seit einigen Jahren sogar ein gesetzlicher Feiertag.

Im Jahr 1919 hatten deutsche Frauen über 20 erstmals das Recht wählen zu gehen oder gewählt zu werden. Bevor in Deutschland im Jahr 1958 das Gleichberechtigungsgesetz in Kraft trat, durften Frauen ohne die Zustimmung ihrer Ehemänner keinen Führerschein erwerben oder ein eigenes Bankkonto eröffnen. Ohne die Erlaubnis ihrer Ehemänner dürfen Frauen erst seit 46 Jahren arbeiten. Man mag es kaum glauben, aber die Kämpfe um Frauenrechte liegen gar nicht so weit in der Vergangenheit. In Deutschland ist die Gleichberechtigung seit 1958 im Grundgesetz Artikel 3 festgeschrieben. In Ländern wie Pakistan oder Syrien sieht das noch ganz anders aus.

Die harte Realität

Der internationale Frauentag dient nicht nur zur Feier der Errungenschaften der Frauenbewegung, sondern auch zur Beleuchtung der aktuell herrschenden globalen Missstände. Tagtäglich erleben Frauen weiterhin Ungerechtigkeiten und werden Opfer frauenfeindlich motivierter Gewaltverbrechen. Die UN schätzt, dass etwa ein Drittel aller Frauen weltweit von Gewalt betroffen sind. Laut Auswertungen des Bundeskriminalamts waren im Jahr 2022 114.400 Frauen in Deutschland von häuslicher Gewalt betroffen. Sexualisierte Gewalt, Ehrenmorde, Frauenhandel und Genitalverstümmelung sind für etwa eine Milliarde Frauen und Mädchen weltweit die harte Realität.

Kampagne #EmbraceEquity
Kampagne #EmbraceEquity

Frauen und Karriere

Der 2022 veröffentlichte Global-Gender-Gap-Report der Stiftung Weltwirtschaftsforum WEF prüft die Geschlechtergleichstellung von 146 Ländern in den Bereichen Bildung, Politik, Wirtschaft und Gesundheit. Deutschland landet auf Platz 10 der Rangliste und erreicht somit erstmals die höchste Platzierung seit Anbeginn der Analysen. Während die globale Gerechtigkeitslücke zu 68,1 Prozent geschlossen ist, liegt der Wert hierzulande mit 80,1 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. Besonders gut schneidet Deutschland in puncto politische Teilhabe ab. Zudem kann ein stetiges Wachstum der Frauen in Führungspositionen verzeichnet werden. Im Bereich Wirtschaft sieht die Stiftung WEF weiterhin Schwachstellen. Im Jahr 2022 verdienten Frauen in Deutschland pro Stunde 18 Prozent weniger als Männer. Der unbereinigte Gender Pay Gap lässt sich darauf zurückführen, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten oder Berufe in Branchen annehmen, die mit einem geringeren Bruttoeinkommen einhergehen. Frauen verdienen im selben Tätigkeitsbereich und mit denselben Qualifikationen sieben Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Besonders die Pandemie und die steigende Inflationsrate hinderten die Geschlechtergleichstellung und erschweren Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Obwohl Deutschland auf der Rangliste des Global Gender Gap Reports die bisher beste Platzierung belegt, besteht in einigen wichtigen Bereichen weiterhin dringender Handlungsbedarf.

Gerechtigkeit statt Gleichheit

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Die diesjährige Kampagne des Weltfrauentags steht unter dem Motto #EmbraceEquity und soll darauf aufmerksam machen, dass die Gleichberechtigung der Frau allein nicht mehr ausreicht. Die englischen Wörter „equity“ (dt. Gerechtigkeit) und „equality“ (dt. Gleichberechtigung) werden häufig als Synonyme verwendet, aber beschreiben zwei ganz unterschiedliche Konzepte. Während Gleichberechtigung allen Geschlechtern die gleichen Chancen bietet, wie beispielsweise das Wahlrecht der Frauen, berücksichtigt Gerechtigkeit die unterschiedlichen Ausgangssituationen und Lebenserfahrungen von Frauen und passt die Maßnahmen an diese Unterschiede an. Gerechtigkeit erfordert Ressourcen und soziale Verantwortung. Die offizielle Kampagne des Weltfrauentages #EmbraceEquity ruft dazu auf, sich an der Aufklärung über die Notwendigkeit von Gerechtigkeit zu beteiligen und die Nachricht an Freund*innen, Kolleg*innen und an die Gemeinschaft zu verbreiten.

Filmempfehlungen

Ob Gender Pay Gap, Frauenquote, Altersarmut oder der Rechtfertigungsdruck, mit dem berufstätige Mütter häufig konfrontiert werden – die Themenfelder, die mit dem Weltfrauentag in Verbindung stehen, sind vielfältig. Deswegen haben wir eine kleine Filmauswahl für alle Interessierten zusammengestellt:


In dieser ZDF-Dokumentation sprechen Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen über ihren Alltag zwischen Beruf und Privatleben. 

Cleo ist eine Hausangestellte einer privilegierten Familie im Mexiko der 70er Jahre, die sich im Zentrum persönlicher und politischer Auseinandersetzungen wiederfindet. Sie erfährt, dass sie schwanger ist (und fast gleichzeitig, dass der Familienpatriarch seine Frau verlassen will), während in Mexiko-Stadt gewalttätige Proteste stattfinden.

Der Spielfilm beschreibt den Kampf der Suffragetten für mehr Gleichberechtigung und zeigt, welche Opfer die Frauen bringen mussten, um sich Gehör zu verschaffen.

Little Women erzählt die Lebensgeschichte der Schwestern Meg, Jo, Beth und Amy, die gemeinsam mit ihren Eltern in Neuengland aufwachsen. Zu dieser Zeit herrschen starre Geschlechterrollen.